Kapazitätsmarkt in Deutschland

Die Debatte über die Einführung eines Kapazitätsmarktes in Deutschland ist hochaktuell. Verschiedene Verbände, darunter der Bundesverband Erneuerbare Energien und der Bundesverband Neue Energiewirtschaft, sprechen sich gegen ein solches „Kraftwerksförderprogramm“ aus. Doch warum wird überhaupt über einen Kapazitätsmarkt diskutiert, und welche Rolle können Batteriespeicher dabei spielen?

Warum ein deutscher Kapazitätsmarkt?

Mit der Strategie, einen technologieunabhängigen Kapazitätsmarkt einzuführen, zielt die Bundesregierung darauf ab, die Zuverlässigkeit eines vollständig erneuerbaren Stromsystems zu gewährleisten. Ein Kapazitätsmarkt sichert durch langfristige Verträge, dass stets genügend Erzeugungskapazität zur Verfügung steht, um auch in Ausnahmefällen den Strombedarf zu decken. Eine aktuelle Studie von Frontier Economics zeigt, dass Batteriespeicher den Bedarf an Gaskraftwerken um 9 Gigawatt reduzieren könnten. Dies würde nicht nur Milliarden an Bau- und Betriebskosten einsparen, sondern auch die CO2-Emissionen um bis zu 6,2 Millionen Tonnen senken.

Internationale Erfahrungen

Ein Blick auf andere europäische Länder zeigt, dass Kapazitätsmärkte erfolgreich implementiert wurden. Großbritannien führte 2014 einen zentralen Kapazitätsmarkt ein, gefolgt von Belgien, Italien, Polen und Irland. In Spanien befindet sich ein solcher Markt im legislativen Prozess. Die Struktur dieser Märkte ist meist ähnlich: In zentralen jährlichen Auktionen wird die benötigte Kapazität nachgefragt, wobei Kraftwerke, Speicher oder Laststeuerungen bieten können.

Diese Märkte zeigen, dass ein durchdachtes Design wichtig ist, um Fehlsteuerungen zu vermeiden. Beispielsweise konnten sich Modelle mit dezentraler Beschaffung, wie in Frankreich, bisher nicht durchsetzen.

Kernpunkte eines erfolgreichen deutschen Kapazitätsmarktes

Um Fehlanreize und unnötige Kosten zu vermeiden, sind einige wesentliche Punkte zu beachten:

  1. Derating-Faktor: Eine realistische Bewertung der verfügbaren Kapazität jeder Technologie ist notwendig, um ihre tatsächliche Beitrag zur Netzstabilität zu erfassen.
  2. Anlagenverfügbarkeit und Refinanzierung: Sicherstellen, dass die teilnehmenden Anlagen während der Vertragslaufzeit tatsächlich verfügbar sind und ihre Kosten decken können.
  3. Lokale Verteilung: Die geografische Verteilung der Kapazitäten muss optimiert werden, um regionale Netzengpässe zu vermeiden.
  4. Vertragslaufzeiten und Auktionshorizonte: Längere Laufzeiten können Investitionssicherheit bieten, während flexible Auktionshorizonte auf Veränderungen im Energiemarkt reagieren können.
  5. Anlagendegradation: Mechanismen zur Berücksichtigung des altersbedingten Leistungsabfalls von Anlagen sind wichtig.
  6. Auktionsformat: Die Wahl zwischen „Pay-as-bid“ und „Pay-as-cleared“ kann Auswirkungen auf die Effizienz und Kosten des Kapazitätsmarktes haben.

Ein gut gestalteter Kapazitätsmarkt kann wesentlich dazu beitragen, die Versorgungssicherheit in einem zunehmend erneuerbaren Stromsystem zu gewährleisten. Batteriespeicher spielen dabei eine wichtige Rolle, indem sie die Notwendigkeit für zusätzliche Gaskraftwerke verringern und gleichzeitig Kosten und Emissionen reduzieren. Durch die Berücksichtigung der internationalen Erfahrungen und eine sorgfältige Planung können Fehlsteuerungen vermieden und der Übergang zu einer nachhaltigen Energieversorgung unterstützt werden.